Sebastian Anton Kneipp (Bayrisch - Hochdeutsch)
2015, Juni , 14, kurz vor Neumond , Tierkreiszeichen Stier , (06.00 - 8.00)
Eine Übersetzung des Wikipedia Textes "Sebastian Kneipp" in die Bayrische Dialektsprache von Michael Hölzl (Maurer).
Da Wastl Done Kneipp wa a boarischa Pfarra un
Wossadokdoa. Ea is am Sibzähndn Mei,
Ochszän´hundad´oana´zwonz in Stäfonsriad , auf´d Waid kemma.
Stäfonsriad ,des is a Oazdei vo Oddobeiren . Oddobeiren is a
Markd im obaschwäbischn Lond Unda´oigei, z Baian.
S Benekigdina Klosda z Oddibeiren , a "Schwäbischa Escorial" , benoond
noch´m Real Sitio de San Lorenzo de El Escorial
(Keneglicha Sidz Sankt Laurentius vo El Escorial)
in da Näh vo Madrid -
Dozua a zum lesn ,
Kloster Ottobeuren
St. Alexander und Theodor (Ottobeuren)
*
Da Babba vom Wastl , wo da Weba Xaver Kneipp.
Weba (Weber)warn a Duachmacha (Tuchmacher).
D Familiä wa arm, da Wastl , hod so scho mid Aif Jo,
beim Babba , am Webstui , oda a beim Vicha hiadn ,
aban miaßn.
Vo Ochzänhundad´simmazwonzg - biis Ochzänhundad´drei a dreisg - is a in´d Doafschui z
Stäfonsriad gonga - und, Drei o Dreisg biis Nein a Dreisg -
in´d Sunn & Feiadogsschui in Oddobeiren.
S Haus vom Babba is o´brennd , und´s gonze
Goid , 70 Gulden , san so valoan gonga.
Ea hod´z Hoamaddoaf valossn un is ois Gnechd
in z Grönaboch , undakemma.
Da Kablan , Hias Merkle , hod brobiad , am Wastl
zum haifa , und eam Undarichd in Ladein gem.
In da Hoffnun dos ´as bis ´as Gymnaseum schoffd.
Z Grönaboch (Grönenbach) hod a a den Oazpforra
und Bodaniga Christdei Lugge Köberlin , kennagleand
, da na a in de Pflanznheikund´n ei´gwiesen hod.
Ochzähnhundad´Viar´a´Viaz wuad da Wastl im
Gimnaseum z Dillin´ga - (Dillingen) auf´g´numma.
Do hod a ob 1848 , Däologi studiad.
1849 , is da Wastl schwa grong woan , d Dubakolosn ,
is umganga.
Zufälle hoda a Buach ,
Unterricht von der Heilkraft des frischen Wassers
, des hod da Johann Siegmund Hahn (geb. 13.Nov. 1696 in Schweidnitz, Niederschlesien), schrimm.
entdegd.
Dorauf hi hod da Wastl ,meafoch , fia kuaze Zeid,
in da eiskoidn Donna , bod.
(bei Dillingen an der Donau.)
Un is wida gsund woan.
S earinnad a Kneipp Brunna un a Kneipp Runwäg
on de Zeid , on den Pfarra un Enddäcka da Wossakua.
D Wossakua is a a zendrois Älämend in da oidn Kiacha.
De Dauf , s Waschn vo de Fiaß , des hod´z scho
foa 2000 Jo gem . So wa des Fesd , vom Johannes der Täufer,
genau on da Summasunnwend.
Des wo domois aba ois no a wen ondas...
Domois hod ma ned oafach ... s Magnificat ...
auf ana Indanetseidn gfundn.
Manche wean a ned wissn , dos de heilige Elisabeth ,
de Mutter vo Johannes dem Täufer wa.
Und dos des ... fria ... rechd wichdig wa.
Im Geamanischn wiad ma song ...
D Maria is de Gedden da Windasonnwend
un Elisabeth de Gedden da Summasunnwend.
Des hod ma aba domois ... ned so ... direkd .. song .. deafa ...
und a ned kenna ... wei´s ... nes fui gem hod .... de
wo Ladein ... Geamanisch ... Houchdeutsch ... und Boarisch kenna hom.
Sondan blos boarisch.
I ko ma do heid no an ganz schena Schiafing ei´zian.
Oiso bleim ma bei da Übasetzung .
Kua Pfuscha Rei ... 1853 ... da Wastl hod ,
a cholerakranke Magd mid hoaße Wickl behandld,
des wa ned rechd , und is voa Grichd
glond ..."Vergehen gegen das Kurierverbot"
Da Wastl hod gsagd ,dos a übawingd dene koifa hod
bei dene a Dokda nimma weida gwußd hod.
1854 , hod no a Apodeka an Wastl ozoagd, wega
Gewerbebeeinträchtigung und Schädigung)
Ea hod dorauf hi a Eaklärung undaschreim
miaßn , "fürder auch solchen Unglücklichen nicht mehr zu helfen,
die angeblich keine ärztliche Hilfe mehr fanden“.
Jez beachd - des kimmd so im Gschichzbuach efda voa.
Im saibn Jo is z Minga a Cholaraäbädämi ausbrocha
und hod se schnai in gonz Obabayan vabreid.
A am Wastl sei Babba is gstoam.
Bese Leid .. hom no .. gmoand .. da Wastl häd "Ghexd"
Wenn ma aba häd de Arma , ghoifa , nochm Wassa ,
mid´m Wassa ... da was ned so weid kemma.
Da Wastl hod no gega d Undalassungseaglärung
handld und mera Leid san wida gsund woan.
Da Genaroi Vika , beim Bischeflechm Ordinarad is
aufn Done aufmeaksam woan .. und hod nochgfoaschd.
In da Befaikarung hod ma an Done a an Cholera Kaplan
gnennd.
1854 is a noch Ausgbuag vasezd woan.
1855 hod da Done im Glosda Wereshofa (Wörishofen) ,
bei de Domenekanarinna gabad.
S hod se einegas no gändad.
Ea hod de Londwiadschofd rings ums Glosda wida
aufbaud , de wo seid da Säkularesazjon 1802 , brach
glen is.
Ea hod a Entwossarungssysdäm fia nosse Wiesn
saiba entwoafa , neie Glee´soadn ausbrobiad ,
D Schwesdan im vaedln wo Bam undawießn und a
in da Imgarei.
Undadessn san imma mera a
Leid noch Wereshofa kemma , a de, aus de bessan Heisa.
Im Summa won no imma fui Kuagest do.
D Wiazheißa rings rum ,hom se nadiale gfreid ,
san so .. a neue Wiazheißa , baud woan.
Schuimedezina aba hom na no efda vaklagd.
1871 is Wilhelm von Preußen Deitscha Keisa ,
da Freind vom Pforra Kneipp , da Merkle Matthias
is Obgeoadneda im Reichsdoog woan.
Zu dera Zeid , hod in gonz Deutschlond de Londfluchd
eigesetzd . Landflucht bedeit dos imma mera in de
groaßn Städ gengan. d Städ imma gressa wean.
Da Done hod no sei erastz Buach gschrim .
A Lanzn fiad Londwiadschofd de brichd.
D Kurierfreiheid ... bedeid dos ma ohne Lea ,
medezinesche Behandlunga .. duachfian deaf.
Des wo in Deutschlond 1869 - 1872 .
Ma beachd a des Hei´brakdiga´gsez vo 1939.
Es hod no fui .. Diskussiona gem .. Kurierfreiheit - ja oda na
Droz Gridig . san aba imma mera Leid noch Wereshofa kemma.
1883 und 1884 hod da Wastl an junga Ozd , an Beanhuaba , aus Diagheim
kennagleand , dea wa aba east moi skebdisch.
Se hom no zom gabad.
Kneipp hob zu dera Zeid .. des Buach ... Mei Wassakua ... gschrim
Des is 1886 rauskemma und is a Standadweak woan.
Des onda Buach vo 1889 hoasd " So soiz lem"
Des is , wenn mas in Boarische übersetzt a so
Meine Wasserkur ... = Mei Wassakua ...
Mai ... Wasser Kuh ...
bzw. So sollt Ihr leben ... So soiz lem ... So Salz Lehm .
---
Im Heabsd 1889 hod no da Prinz Rupprecht von Bayern
da Schef vom 10. Regemend , in da Ne vo Augsbuag a
Manewa kobd. und hod de vom Wastl .. Kneipp Giß ..
(Kneipp Güsse) vaabreicha lossn.
S foigdn weidare Adlige un houe Geisdlige.
Imma mera Bod Heissa san in Wereshofa baud woan.
Im Summa 1890 won nacha scho 6000 Gest.
Da Done hod a efda moi Red´n koidn ... üba´d
Gsundhei ... und ea gega de modeana Lebnsweisn ,
ohe Tradezjon wead ma grong.
S is fui baud woan , fui is neia und schena woan ,
aba da Done hod besondan Wead . drauf glegd
dos mittllose Kronke , un Waisnkinda .. weidahe kostnlos
bhandlt wean.
In de nexdn Jo , san da Pfarra Aloys Stückle un da
Done fast duach gonz Eiroba g´reisd.
Z Ungan hod a an Erzheazog "Sepp vo Östareich un Ungan"
b`hond´ld .
Dea hod se no oa jo späda beim Heilign Vodda in Rom
fian Wastl eigsezd.
1892 is da Alfred Baumgarten in Wörishofen eidroffa.
Dea wa no da neie Bod´moastda mid da Vapflichdung
arme Leid weida kostdnlos zum haifa.
Zwoa Monad späda san Prior Bonifaz-Reile
und Barmheazige Briada aus Neubuag eidroffa.
S Kua´haus Sebastianeum unda da Leidung vo
Prior Reile .. hod se zuum Middl´bungd vom Kuabädrib
endwickld.
D Spechstundn vom Wastl san no im Sebastianeuem
obkoidn woan.
1893 hod ma 33.130 Kuagest wia a 100 000
Zualeifa un Bassandn zaid.
Ma ko se des na voastain wia a grouß Open Air.
Wenn a ... do ned igendwaicha Plasdigmui rumgschmissn
woan is.
Ois des Jo 1893 z End gonga is, wurd
Wastl Done Kneipp vom Heilgn Vadda Leo XIII.
zum Päpstlichn Geheimkämmerer eanonnd.
Im Jo drauf hod a noch Rom reisn deafa und da
Heilige Vodda hod se vom Wastl behondln lossn.
Ea wa rechd zfrin und hod am Done zum Obschid
a Goid´s Amuledd geschengd.
Wastl Kneipp wuard vom "Lateinischen Partiachen von
Jerusalem" zum Komtur des
"Ritterorderns vom Heiligen Grab zu Jerusalem"
eanonnd.
1894 wuad da "Indanazjonale Vabond da Kneippdokda"
unda Voasidz vom Alfred Baumgarten gründ.
Droz alla Eafoig , hom de Ofeindunga nia gonz aufkead.
Feiadeife hom brobiad s Kuahaus "o zum zendn".
Zeidunga wia de Augsbuaga Omdzeidung oda d
Leipziga Voixzeidung kridisiadn an Pfarra Kneipp
schoof, ea dad unda Profidgia hondln und de
em ofadraudn Kinda wan vawalosd.
Im Summa 1894 hod da Done eastde Ozeichn vo
Schwäch kobd, des is zwo im Heabst wida bessa woan
aba 1897 hod ma nimma haifa kenna , ea hod
a Oparation (mid dea wo ma villei no a bo Jo rausschindn häd kenna)
, o-glend .
Ea is am 17 Juni 1897 ... (ois Zuun aufganga is , umara hoibe fünfe in da Fria)
im Oida vo 76 Ja ... gestoam.
Ofang vom 20. Jahundad wo da Wastl, nachm Bismarck
da bekondaste Deitsche in NordAmerika.
Fui is duach de 2 großn Kriag vergessn woan.
Heid gibz im Deitschn Reich , 600 Kneipp Varein
mid umgefäa 160000 Midglida.
Seid 2010 wead da Gebuadzdoog vom Wastl
ois *Wastl - Kneipp - Doog* bei da "Bundeszentroi fia
gsundheidliche Aufglärung" gfiad ..
om 17. Mei .
Sebastian Kneipp
Dieser Artikel behandelt die Person Sebastian Kneipp; zur Strauchrose siehe Sebastian Kneipp (Rose).
Sebastian Kneipp
Sebastian Anton Kneipp (* 17. Mai 1821 in Stephansried; † 17. Juni 1897 in Wörishofen) war ein bayerischer Priester und Hydrotherapeut. Er ist der Namensgeber der Kneipp-Medizin und der Wasserkur mit Wassertreten usw., die schon früher angewandt, aber durch ihn erst populär wurden.
Inhaltsverzeichnis [Verbergen]
1 Leben
1.1 Kindheit und Jugend
1.2 Die Entdeckung der Wasserkur
1.3 Erste Widerstände
1.4 Ankunft in Wörishofen
1.5 Wörishofen wird zum Kurort
1.6 Kneipp wird europaweit bekannt
1.7 Audienz beim Papst
1.8 Kritik und Brandstiftungen
1.9 Die letzten Jahre
2 Wirkung nach dem Tod
3 Werke
4 Diverses
5 Filme
6 Quellen und Literatur
7 Siehe auch
8 Weblinks
9 Einzelnachweise
Leben[Bearbeiten]
Kindheit und Jugend[Bearbeiten]
Sebastian Kneipp wurde am 17. Mai 1821 im bayerisch-schwäbischen Stephansried nahe Ottobeuren in Oberschwaben als Sohn des Webers Xaver Kneipp und dessen Frau Rosina geboren. Er hatte zwei Halbschwestern und zwei leibliche Schwestern. Die Familie war arm, sodass er schon als Elfjähriger beim Vater am Webstuhl oder als Viehhirte des Dorfes arbeiten musste. Von 1827 bis 1833 besuchte Kneipp die Dorfschule in Stephansried und von 1833 bis 1839 die Sonn- und Feiertagsschule in Ottobeuren. Nachdem sein Elternhaus abgebrannt und somit seine Ersparnisse in der Höhe von 70 Gulden verlorengegangen waren, verließ er den Heimatort und fand eine Anstellung als Knecht in Grönenbach. Ein weitläufiger Verwandter, Kaplan Matthias Merkle, nahm sich Kneipps an, unterrichtete ihn in Latein und bereitete ihn so auf das Gymnasium vor. In Grönenbach lernte er auch den evangelisch-reformierten Ortspfarrer und Botaniker Christoph Ludwig Köberlin kennen, der ihn in die Pflanzenheilkunde einführte.
1844 wurde Kneipp in das Gymnasium zu Dillingen aufgenommen. 1848 begann er dort ein Studium der Theologie.
Die Entdeckung der Wasserkur[Bearbeiten]
Kneippkur, Illustration in einem 1894 erschienenen Buch
Kneipp-Brunnen in Dillingen an der Donau von Rolf Nida-Rümelin
1849 erkrankte Kneipp an Tuberkulose und entdeckte zufällig das Buch „Unterricht von der Heilkraft des frischen Wassers“ von Johann Siegmund Hahn. Daraufhin badete Kneipp mehrfach einige Augenblicke in der eiskalten Donau bei Dillingen an der Donau und wurde wieder gesund. In letztgenannter Stadt erinnern der Kneipp-Brunnen und Kneipp-Rundweg an den Priester sowie Entdecker der Wasserkur.
1850 erhielt Kneipp einen Freiplatz am Georgianum in München und setzte dort sein Studium fort. Tägliche Wasseranwendungen waren inzwischen zum festen Bestandteil seines Lebens geworden. Am Georgianum behandelte er zum ersten Mal heimlich Kommilitonen, die, wie er, an Tuberkulose erkrankt waren. Er las Bücher über Wasseranwendungen, besuchte den "Verein der Wasserfreunde" und hörte dort von Vincenz Prießnitz aus Gräfenberg, welcher bereits seit 30 Jahren in Österreichisch-Schlesien mit Wasser behandelte.
Am 6. August 1852 erteilte ihm Bischof Peter von Richarz im Augsburger Dom die Priesterweihe. Bis 1855 hatte er drei Stellen als Kaplan: in Markt-Biberbach bei Augsburg, Boos und St. Georg in Augsburg.
Erste Widerstände[Bearbeiten]
Im Februar 1853 kam es zur ersten Anzeige wegen Kurpfuscherei, da Kneipp eine cholerakranke Magd mit heißen Wickeln behandelt hatte. Er wurde zu einer Buße von zwei Gulden wegen „Vergehens gegen das Kurierverbot“ verurteilt. Ironischerweise stellte er auch dem Richter eine Kuranweisung gegen Gicht aus.
1854 klagte ein Apotheker aus Babenhausen in Schwaben Kneipp wegen „Gewerbebeeinträchtigung und Schädigung“ an. Kneipp legte dem Gericht dar, er habe stets nur Menschen behandelt, die nach jahrelanger Behandlung bei Ärzten und Apothekern keine Hilfe gefunden oder die einfach kein Geld hätten, sich einen Arzt zu leisten. Er musste daraufhin eine Erklärung unterschreiben, „fürder auch solchen Unglücklichen nicht mehr zu helfen, die angeblich keine ärztliche Hilfe mehr fanden“. Im selben Jahr brach eine Choleraepidemie in München aus und verbreitete sich in ganz Oberbayern und Schwaben. Kneipps Vater war eines der ersten Todesopfer der Cholera in Stephansried. Als die Krankheit auch in Boos ausbrach, handelte Kneipp gegen die Unterlassungserklärung. Ihm wurde später die Heilung von zweiundvierzig erkrankten Personen zugeschrieben. Der Generalvikar beim Bischöflichen Ordinariat wurde aufmerksam und zog Erkundigungen über ihn ein. In der Bevölkerung nannte man Kneipp den „Cholera-Kaplan“. Ende 1854 wurde er nach Augsburg versetzt.
Ankunft in Wörishofen[Bearbeiten]
Im Mai 1855 wurde Kneipp Beichtvater und Hausgeistlicher im Kloster Wörishofen der Dominikanerinnen, in dem heute ein Kneippmuseum eingerichtet ist.[1] Unter seinem Einfluss änderte sich dort das Leben. Er baute neben anderem die Landwirtschaft des Klosters wieder auf, die seit der Säkularisation 1802 brachgelegen hatte, und gab ihr im Auftrag des Bischofs eine lebensfähige Grundlage. Er entwarf selbst ein Entwässerungssystem für nasse Wiesen, führte neue Kleesorten ein und unterwies die Schwestern im Veredeln von Bäumen und in der Imkerei. Unterdessen kamen immer mehr Hilfesuchende nach Wörishofen, zunehmend auch aus wohlhabenderen Kreisen.
Wörishofen wird zum Kurort[Bearbeiten]
Pfarrer Kneipp bei einem Vortrag in Wörishofen
Im folgenden Jahrzehnt gab es während der Sommer in Wörishofen zunehmend mehr Kurgäste. Die örtliche Gastronomie entwickelte sich allmählich, und es wurden Gasthäuser errichtet. Wegen seiner umstrittenen Methoden wurde Kneipp mehrere Male von schulmedizinischer Seite verklagt.
Als 1871 Wilhelm von Preußen deutscher Kaiser wurde, wurde Kneipps Freund und Förderer Merkle Abgeordneter im Reichstag. Mittlerweile hatte auch in Deutschland die Landflucht eingesetzt. Das veranlasste Kneipp, sein erstes Buch zu schreiben, in dem er eine Lanze für die Landwirtschaft brach.
1873 traf bei Kneipp ein Schreiben Merkles ein, in dem dieser mitteilte, dass rückwirkend zum 1. Januar 1873 auch in Bayern die Kurierfreiheit gelte. Jedoch wandten sich Ärztevereinigungen und medizinische Kreise der Hochschulen gegen das neue Gesetz, Kneipp rückte ins Zentrum dieser Diskussion. Trotz der Kritik kamen immer mehr Kurgäste nach Wörishofen.
Tafel am Wohnsitz von Sebastian Kneipp in Bad Wörishofen
Statue von Sebastian Kneipp in Bad Wörishofen
Im Jahre 1883 kam Bernhuber, ein junger Arzt aus Türkheim, nach Wörishofen und sprach mit Kneipp, blieb aber skeptisch. 1884 kam er wieder, dieses Mal mit der Bitte, hospitieren zu dürfen. Kneipp bot ihm spontan die Zusammenarbeit an, und Bernhuber ging darauf ein. Sie führten nun die tägliche Sprechstunde gemeinsam. Kneipp verfasste zu dieser Zeit auch Meine Wasserkur. Das Buch erschien dann 1886 und sollte ein Standardwerk werden.
Im August 1889 gab es 4.000 Heilsuchende in Wörishofen. Es kamen so viele Gäste, dass diese teilweise in umliegenden Dörfern untergebracht werden mussten. Kneipp schrieb ein zweites Buch mit dem Titel So sollt ihr leben!. Im Herbst dieses Jahres ließ sich Prinz Rupprecht von Bayern, der als Chef des 10. Regiments nahe Augsburg im Manöver war, von Kneipp Güsse verabreichen. Ihm folgten weitere Adelige und hohe Geistliche.
Es wurden immer mehr Badehäuser in Wörishofen errichtet. Im Sommer 1890 waren 6.000 Gäste in Wörishofen. Kneipp hielt nun täglich öffentliche Gesundheitsvorträge, in denen er sich gegen die moderne, seiner Meinung nach krankmachende Lebensweise aussprach.
Am 14. Dezember 1890 gründete der Verleger Ludwig Auer aus Donauwörth den ersten Kneipp-Verein. Kneipp selbst wurde Ehrenpräsident. Schon einen Monat später brachte Auer die erste Ausgabe der heute noch monatlich erscheinenden Kneippblätter (heute: Kneipp-Journal, Hrsg. Kneipp-Bund e. V., Bad Wörishofen) heraus.
Im Dezember 1890 trat Bürgermeister Birk, der gegen den Ausbau Wörishofens zum Kurort war, von seinem Amt zurück. Sein Nachfolger Augustin Huber war ein Befürworter Kneipps, so dass nun auch mit Unterstützung des Gemeinderates der Kurbetrieb organisiert wurde. Bürgersteige und eine Wasserleitung wurden angelegt. Kneipp bestand vehement auf der Einrichtung einer karitativen Abteilung und legte Wert darauf, dass mittellose Kranke und Waisenkinder weiterhin kostenlos behandelt wurden.
Kneipp wird europaweit bekannt[Bearbeiten]
Kneipp-Denkmal in Bad Lauterberg
Grab von Pfarrer Kneipp
In den nächsten Jahren bereiste Kneipp in Begleitung von Pfarrer Aloys Stückle fast ganz Europa. [2] Eine seiner Reisen führte ihn auch nach Ungarn, wo er Erzherzog Joseph von Österreich und Ungarn behandelte. Dieser war es dann auch, der sich ein Jahr später beim Papst in Rom für Kneipp einsetzte.
Im August 1892 traf Alfred Baumgarten in Bad Wörishofen ein. Dieser wurde mit Zustimmung des Kneippvereins als bleibender Badearzt mit fixem Gehalt und der Verpflichtung, arme Patienten kostenlos zu behandeln, eingestellt.
Zwei Monate später trafen Prior Bonifaz Reile und die ersten Patres und Brüder der Barmherzigen Brüder aus Neuburg ein. Die Barmherzigen Brüder spielten nun eine immer größere Rolle bei der Unterstützung Kneipps. Das Kurhaus Sebastianeum unter der Leitung von Prior Reile entwickelte sich mehr und mehr zum Mittelpunkt des Kurbetriebes.
Kneipp hielt seine Sprechstunden nun dort im Sebastianeum ab. Im Jahr 1893 zählte Wörishofen insgesamt 33.130 Kurgäste sowie über 100.000 „sonstige Zuläufer und Passanten“.
Audienz beim Papst[Bearbeiten]
Ende 1893 wurde Kneipp von Papst Leo XIII. zum Päpstlichen Geheimkämmerer ernannt. Im darauf folgenden Jahr reiste er nach Rom und erhielt eine Audienz beim Papst. Dieser ließ sich von Kneipp behandeln und schenkte ihm zum Abschied eine goldene Medaille.[3] Der Bruder von Kneipps engstem Mitarbeiter Alfred Baumgarten, der Päpstliche Kammerherr Paul Maria Baumgarten (1860–1948), fungierte bei der Privataudienz als Führer und Dolmetscher.
Sebastian Kneipp wurde vom Lateinischen Patriarchen von Jerusalem zum Komtur des Ritterordens vom Heiligen Grab zu Jerusalem ernannt.[3]
Kritik und Brandstiftungen[Bearbeiten]
1894 wurde der Internationale Verband der Kneippärzte unter Vorsitz von Alfred Baumgarten gegründet. Ende des Jahres erschien in Zusammenarbeit mit Baumgarten Mein Testament. Trotz aller Erfolge hörten die Anfeindungen nie auf. Es kam zu mehreren Brandstiftungen in Wörishofen; sie galten dem Kurhaus, der Redaktion der Kneippblätter und weiteren Einrichtungen. Die Presse, insbesondere die Augsburger Abendzeitung und die Leipziger Volkszeitung, kritisierte Kneipp scharf, warfen ihm unter anderem Profitgier und sogar die Verwahrlosung der zur Pflege anvertrauten Kinder vor.
Die letzten Jahre[Bearbeiten]
Im Sommer 1894 zeigte Kneipp erste Anzeichen von Schwäche. Er erholte sich und ging bereits im Herbst 1896 wieder auf Vortragsreise. Anfang 1897 jedoch war er schon so angegriffen, dass er seine Wassergüsse nicht mehr selbst vornehmen konnte. Man stellte einen schnell wachsenden Tumor im Unterleib fest, der auf die Gefäße drückte. Während er krank im Bett lag, stritten sich bereits die Laienbewegung und die Ärztefraktion um sein Erbe. Kneipp selbst verbrachte nun die meiste Zeit in seinem Zimmer und ließ sich mit Wasseranwendungen behandeln. Zahlreiche Ärzte kamen zu ihm und untersuchten ihn, jedoch lehnte er die einzig hilfreiche Methode, eine Operation, ab. Er starb am 17. Juni 1897, um 4:30 Uhr, im Alter von 76 Jahren. Seine Beerdigung fand am 26. Juni 1897 statt.
Wirkung nach dem Tod[Bearbeiten]
Westdeutsche Briefmarke (1953) der Serie Helfer der Menschheit
Anfang des 20. Jahrhunderts war Kneipp der bekannteste Deutsche nach Bismarck in Nordamerika.[4] Unter dem Dachverband des Kneipp-Bundes existieren heute in Deutschland über 600 Kneippvereine mit ca. 160.000 Mitgliedern. Die Bücher von Kneipp erreichten Millionenauflagen und werden auch heute noch verlegt. Im Jahre 1920 erhielt Wörishofen das Prädikat Bad verliehen. Neben Bad Wörishofen gibt es in Deutschland noch weitere Kneippkurorte. Auch wo die Kneipptherapie nicht mehr angewandt wird, erinnern oft Namen an frühere Kneippkurorte. So gibt es im schwedischen Norrköping den Stadtteil Kneippbaden oder Kneippen, und außerhalb von Visby die Freizeitanlage Kneippbyn.
Im Jahr 1958 verfilmte der Regisseur Wolfgang Liebeneiner das Leben Kneipps unter dem Titel Sebastian Kneipp - der Wasserdoktor, mit bekannten Schauspielern wie Carl Wery, Paul Hörbiger und Gerlinde Locker. Seit 2010 wird der Geburtstag Sebastian Kneipps unter dem Namen Sebastian-Kneipp-Tag als Gesundheitstag bei der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung geführt.
Werke[Bearbeiten]
Meine Wasserkur. 1886 (49. Auflage, im Volltext online)
So sollt ihr leben. 1889
Mein Testament für Gesunde und Kranke. 22. Aufl., Kösel, Kempten u. a. 1912. Digitalisierte Ausgabe der Universitäts- und Landesbibliothek Düsseldorf
Kinderpflege in gesunden und kranken Tagen. 1890
Diverses[Bearbeiten]
Blüte der Rose Sebastian Kneipp
Eine Rose, mindestens eine Brücke und auch Medikamente tragen seinen Namen oder aus lizenzrechtlichen Gründen nur sein Konterfei.
Filme[Bearbeiten]
Sebastian Kneipp und seine Zeit, BR 1997, Eine Filmdokumentation von Bernhard Graf
Freispruch für den "Wasserdoktor", Die Kneipp-Prozesse und ihre Folgen, BR 1998, Eine Filmdokumentation von Bernhard Graf
Sebastian Kneipp - Ein großes Leben, Österreich 1958, 117 min, Regie: Wolfgang Liebeneiner (im Handel auch als Kauf-DVD unter dem Titel: Sebastian Kneipp - Der Wasserdoktor)
Quellen und Literatur[Bearbeiten]
Isa-Maria Betz: Wörishofen wird Weltbad. Dr. Alfred Baumgarten 1862–1924. Anton H. Konrad Verlag, Weißenhorn 2011, ISBN 978-3-87437-476-7.
Alfred Brauchle: Der zweite Höhepunkt in der Entwicklung der Wasserheilkunde und ein nicht minder großer Erfolg. der Pfarrer Sebastian Kneipp. der Volksgesundheitslehrer. In: derselbe: Geschichte der Naturheilkunde in Lebensbildern. 2. erw. Aufl. von Große Naturärzte. Reclam Verlag, Stuttgart 1951, S. 133–157
Joachim Früchte: Kneipp, Sebastian. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 12, Duncker & Humblot, Berlin 1980, ISBN 3-428-00193-1, S. 174 f. (Digitalisat).
Harald Klofat: Idee, Überzeugung und Lehre. Sebastian Kneipp - die Wörishofer Jahre. Franz Brack Verlag, Altusried 2009, ISBN 3-930323-82-6.
Antonie Mayer: Die Kneipp-Familie, C. A. Starke-Verlag, Limburg/Lahn 2009, ISBN 978-3-7980-0582-2.
Eugen Ortner: Sebastian Kneipp – Seine Lebensgeschichte, Ehrenwirth Verlag, 12. Auflage 1994, ISBN 3-431-02659-1.
Otto Gerhard Prokop: Sebastian Kneipp, der große „Naturarzt“ und die zugehörigen Realitäten in: Grenzen der Toleranz in der Medizin. Verlag Gesundheit, Berlin 1989, ISBN 3-333-00487-9.
Eckart Roloff: Sebastian Kneipp: Durch fünf Säulen zum Gesundheitsapostel für Leib und Seele. In: Eckart Roloff: Göttliche Geistesblitze. Pfarrer und Priester als Erfinder und Entdecker. Wiley-VCH, Weinheim 2010, ISBN 978-3-527-32578-8, S. 235–253; 2. aktualisierte Ausgabe 2012 (Paperback) ISBN 978-3-527-32864-2 (mit Hinweisen auf Erinnerungsstätten, Denkmäler, Museen, Verbände, Straßen, Preise, Medaillen u. ä.)
Siehe auch[Bearbeiten]
Schwäbische Bäderstraße
Weblinks[Bearbeiten]
Wikiquote: Sebastian Kneipp – Zitate
Commons: Sebastian Kneipp – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Wikisource: Sebastian Kneipp – Quellen und Volltexte
Literatur von und über Sebastian Kneipp im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
So sollt ihr leben! In: Project Gutenberg.
Kneipp-Bund e. V. Kneipp-Dachverband
Sebastian Kneipp
Sarah Waltenberger: Sebastian Kneipp. (Ökologische Erinnerungsorte)
Einzelnachweise[Bearbeiten]
Hochspringen ? Kneippmuseum Bad Wörishofen - Das Leben von Sebastian Kneipp
Hochspringen ? Wolfgang Uwe Eckart: Illustrierte Geschichte der Medizin. Von der französischen Revolution bis zur Gegenwart. Springer, Berlin 2010, S. 66.
? Hochspringen nach: a b „Sebastian Kneipp“, Pfarrei Ottobeuren, abgerufen am 19. Februar 2012
Hochspringen ? Werner E. Gerabek etc.: Enzyklopädie Medizingeschichte. 2004, S. 766
Normdaten (Person): GND: 118563661 | LCCN: n50043458 | VIAF: 35248598 | Wikipedia-Personensuche
Kategorien: Sebastian KneippAlternativmedizinerRömisch-katholischer Geistlicher (19. Jahrhundert)Komtur (Ritterorden vom Heiligen Grab zu Jerusalem)Päpstlicher GeheimkämmererHydrotherapeutPerson (Bad Wörishofen)Person (Ottobeuren)DeutscherGeboren 1821Gestorben 1897Mann
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