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Eine riesige Schlammwelle bahnte sich ihren Weg durch einen Teil der japanischen Stadt Joso.
Eine riesige Schlammwelle bahnte sich ihren Weg durch einen Teil der japanischen Stadt Joso.(Foto: imago/Kyodo News)

Schwere Überschwemmungen in JapanRadioaktives Wasser fließt ins Meer

In der japanischen Stadt Joso herrscht Chaos: Nach tagelangem Starkregen tritt der Fluss über die Ufer. Die Wassermassen reißen nicht nur Autos, sondern ganze Häuser mit sich fort. Auch das havarierte Atomkraftwerk Fukushima ist überschwemmt.

Sintflutartiger Regen im Gefolge des Taifuns Etau hat in Japan zu schweren Überschwemmungen geführt. In der Stadt Joso trat der Fluss Kinugawa mit aller Macht über die Ufer - auf Fernsehbildern war zu sehen, wie sich eine riesige Schlammwelle ihren Weg durch einen Teil der Stadt bahnte und Häuser, Autos und Strommasten mit sich fortriss. Probleme gab es auch im havarierten Atomkraftwerk Fukushima.

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Verzweifelte Einwohner von Joso warteten auf Hilfe, tausende Menschen wurden angewiesen, sich in Sicherheit zu bringen. Soldaten wurden für Rettungsmaßnahmen in die nördlich von Tokio gelegene 65.000-Einwohner-Stadt entsandt. Ein Mann klammerte sich an einen komplett von Wasser umspülten Strommasten. Er konnte später gerettet werden.

Per Hubschrauber wurde ein Anwohner von einem überschwemmten Haus gerettet. Verzweifelte Menschen wedelten mit Handtüchern von Balkonen, um die Retter auf sich aufmerksam zu machen. Der Fernsehsender NHK rief die gestrandeten Anwohner auf, die Hoffnung nicht aufzugeben.

"Ein bislang unerreichtes Ausmaß"

"Die Niederschläge haben ein bislang unerreichtes Ausmaß erreicht", sagte der Meteorologe Takuya Deshimaru bei einer eilig einberufenen Pressekonferenz. Ministerpräsident Shinzo Abe erklärte, seine Regierung sei in hoher Alarmbereitschaft. "Die Regierung steht zusammen und wird ihr Bestes tun, um mit der Katastrophe umzugehen", sagte Abe. Höchste Priorität habe dabei die Rettung von Menschenleben.

Auch andere Landesteile, darunter die Hauptstadt Tokio, waren von dem Unwetter betroffen. Landesweit wurden nach sintflutartigen Regenfällen und Überschwemmungen mehrere Menschen vermisst. In der Präfektur Ibaraki, wo auch Joso liegt, wurden 20.000 Menschen angewiesen, sich in Sicherheit zu bringen. In Tochigi mussten 90.000 Menschen in Sicherheit gebracht werden, weiteren 116.000 wurde geraten, ihre Häuser zu verlassen. Mindestens 16 Menschen wurden seit dem Durchzug des Taifuns am Mittwoch verletzt.

Etau zog unterdessen weiter zum Japanischen Meer, die schweren Regenfälle hielten aber zunächst weiter an. Im havarierten Atomkraftwerk Fukushima wurden die Entwässerungspumpen überschwemmt, nach Angaben des Betreibers Tepco gelangte dadurch radioaktiv verseuchtes Wasser erneut ins Meer. Nach Berechnungen der Nachrichtenagentur AFP auf der Basis von Tepco-Daten könnten hunderte Tonnen verseuchten Wassers in den Pazifik geflossen sein.