Festung Hohensalzburg - 09.28 / 17.Mai. 2016
++
++
Am 12. August 1860 wurde der Bahnhof der Kaiserin-
Elisabeth-Westbahn feierlich eröffnet, was die
ersehnte Anbindung der Stadt an die Strecke Wien-
München brachte.
1875 folgten die Strecken über Zell am
See nach Innsbruck (Giselabahn), über Bischofshofen
und
dem Selztal nach Graz (Kronprinz-Rudolf-Bahn) und
schließlich
1909 die Tauernbahn. Zahlreiche Nebenbahnen
erschlossen das Umland: die Dampf-Tramway nach
St. Leonhard
(1886), die Zahnradbahn auf den
Gaisberg
(1887–1928), die Ischler Bahn (1893–1957)
und die Bahn nach Lamprechtshausen
(1896). Als Fehlschläge erwiesen sich alle Versuche,
eine Personenbeförderung mit Salzachschiffen
einzurichten; Güter wurden weiterhin auf der Salzach
befördert. Selbstverständlich wurden auch Anlagen für
die Besucher geschaffen,
der Cursalon (1866), der
Mönchsbergaufzug (1890) und die Festungsbahn
(1892) sollten die Attraktivität erhöhen (57).
Im Aufschwung der Gründerzeit leistete sich die Stadt
nun die längst notwendige Infrastruktur. Im Zeichen
des Fortschritts erhielt Salzburg
1859 eine Gasbeleuchtung,
die Elektrifizierung begann
1888.
Die sanitären Mißstände, die durch fehlende
Wohnungen und Kanalisierung sowie durch die
schlechte Trinkwasserversorgung zu Seuchen führten –
1865 brach Typhus und 1873 Cholera aus –, wurden im
Laufe des Jahrhunderts beseitigt.
1852
wurde das Kaiviertel, 1854 die Linzer Gasse
kanalisiert, die gesamte Altstadt folgte 1862 bis 1879.
1874/75 löste die Errichtung der Fürstenbrunner
Wasserleitung das Trinkwasserproblem
(58). Als
soziale Einrichtung entstanden die „Vereinigten
Versorgungs-Anstalten” im Nonntal, die die teilweise
aus dem Mittelalter stammenden Spitäler ersetzten.
Schulen in den neuen Vierteln wurden gebaut:
1849
wurde das Privatgymnasium Collegium Borromäum
gegründet, das Akademische Gymnasium wurde nach
der Vereinigung mit dem Lyzeum
1850
Staatsgymnasium,
1861 und 1876 folgten die
Handelsschule sowie die Staatsgewerbeschule (die
spätere HTL) als zusätzliche weiterführende
Bildungsmöglichkeiten,
1893 dann die St. Andrä-Schule,
1896 die Müllner Schule,
und 1905 die Nonntaler Schule.
Weiterführende Schulen für Mädchen
gab es erst 1904 im Lyzeum
und 1910 im Privatgymnasium der Ursulinen.
1905 kam das Gaswerk und 1909 das
Seit dem Beginn des 20. Jahrhunderts bestimmte der
Fremdenverkehr neben dem Baugewerbe zunehmend
die städtische Wirtschaft; diese beiden Zweige sind bis
heute die treibenden Kräfte geblieben.
Zum Brennpunkt
des Salzburger Fremdenverkehrs entwickelten sich die
1916 gegründeten Festspiele
(Aufführung des ersten
„Jedermann” 1920),
die wesentlich dazu betrugen,
Salzburg weltweit bekannt zu machen.
Zahlreiche
Spielstätten wurden für die Festspiele adaptiert, das
Alte Festspielhaus (1926),
das Neue Festspielhaus
(1960),
die Felsenreitschule (1926 bzw. 1970), der
Domplatz und viele andere.
Den „eigentlichen”
Festspielen im Sommer schlossen sich auf Initiative
Herbert v. Karajans die Oster- (seit 1967)
und
Pfingstfestspiele (seit 1973) an.
Vor allem in der
wirtschaftlichen Krise der Zwischenkriegszeit und zur
Zeit der 1000-Mark-Sperre, die den Fremdenverkehr
stark schädigten, bewiesen die Festspiele ihre
ungebrochene Anziehungskraft.
Sie allein konnten
natürlich die Wirtschaft der Stadt nicht tragen;
große Teile der
Dem Wachstum der Stadt im 20. Jahrhundert wurde
durch Eingemeindungen Rechnung getragen:
1935
wurden Maxglan und Gnigl mit Itzling in das
Stadtgebiet aufgenommen,
1939 dann auch Morzg,
Aigen mit Gaisberg, weiters Leopoldskron sowie Teile
von Siezenheim mit Liefering, Hallwang, Bergheim,
Koppl, Anif und Wals (61).
Die nationalsozialistische
Zeit brachte die Einrichtung des Reichsgaues Salzburg,
die für die Stadt zunächst wirtschaftliche Impulse
durch die Ankurbelung von Bauwirtschaft und
Fremdenverkehr bedeutete – das Phänomen
„Massentourismus” trat erstmals in dieser Zeit auf.
Doch kamen sehr schnell auch die negativen Seiten
zum Vorschein: Terror gegen jüdische Mitbürger und
Andersdenkende,
1941 wurde in Maxglan ein KZ-
ähnliches Zigeunerlager eingerichtet, der Krieg brachte
Hunger und Zerstörung.
Ab 1944 wurden von den
Alliierten 16 Luftangriffe geflogen, die Domkuppel, das
Bürgerspital und die alte Münze sowie das
Kaigassenviertel wurden dabei getroffen, insgesamt
3.180 Häuser beschädigt oder zerstört. Salzburg
wurde am 4. Mai 1945 entgegen dem Befehl, sich bis
zuletzt zu verteidigen, von Oberst Leperdinger kampflos
an General Young übergeben; damit blieben der Stadt
und der Bevölkerung schwere Schäden erspart.
Die
dringendste Maßnahme nach dem Krieg war die
Bereitstellung von Wohnraum, da Salzburg, dessen
Hausbestand zu 47% zerstört war, mit einer großen
Anzahl von Flüchtlingen überschwemmt wurde.
Zusätzlich forderte die Besatzung durch die
Amerikaner Wohnraum.
Als Erste-Hilfe-Maßnahmen
wurden Barackensiedlungen angelegt, die nach und
nach durch Wohnsiedlungen am Stadtrand, in Lehen,
Kleßheim und Herrnau ersetzt wurden(62).
Im 20. Jahrhundert veränderten die wirtschaftliche
Expansion und der starke Bevölkerungsanstieg das
Gesicht der Stadt entscheidend.
Durch die
Stadterweiterung und den Anschluß an das
Fernverkehrsnetz war Salzburg sowohl für Zuziehende
als auch für Touristen attraktiver geworden –
Salzburg ist nun gleichzeitig ein hochrangiger
Fremdenverkehrsort wie auch ein überregionales
Handels- und Verwaltungszentrum.
Der Tourismus,
der zusammen mit der Bauwirtschaft der Motor der
Salzburger Wirtschaft schlechthin ist, bringt für die
Stadt und ihre Bewohner allerdings Probleme mit
sich, mit deren Bewältigung sich die Politiker laufend
auseinandersetzen müssen.
Um der Scharen von
Touristen und Reisebussen Herr zu werden, wurden
einige Projekte eingeführt (Fußgängerzonen, Sperre
der Altstadt zu gewissen Zeiten, Zufahrtskorridore für
Busse).
Zum Schutz des Stadtbildes und des Umlands
traten bereits in den 60er Jahren engagierte Bürger
auf, die sich um die Gestaltung der Altstadt bemühten;
1977 wurde die Bürgerliste gegründet, die erste
politische Gruppierung, die außerhalb der üblichen
Parteien eine hohe Akzeptanz in der Bevölkerung fand.
Das Bewußtsein, in einer schönen Stadt mit einer
einzigartigen Umgebung zu leben, ist bei den
Einwohnern sehr hoch; Bürgerinitiativen gestalten
seither das Stadtbild entscheidend mit.
Auf
kulturellem Gebiet geschieht viel, nicht nur die
„Hochkultur” wird gefördert; die Angebote reichen von
der Szene der Jugend, dem Fest in Hellbrunn, der
Mozartwoche bis zum Adventsingen, um nur einen Teil
des breit gefächerten Angebotes zu nennen.
Nach der
Volkszählung von 1993 lebten 143.971 Salzburger in
der Stadt (63).
++