Alte Landkarte von
1666 + Am 12.
August 1860 wurde
der Bahnhof der
Kaiserin-Elisabeth-
Westbahn feierlich
eröffnet, was die
ersehnte
Anbindung der
Stadt an die Strecke
Wien-München
brachte. 1875 folgten
die Strecken über
Zell am See nach
Innsbruck
(Giselabahn), über
Bischofshofen und
dem Selztal nach
Graz (Kronprinz-
Rudolf-Bahn) und
schließlich 1909 die
Tauernbahn.
Zahlreiche
Nebenbahnen
erschlossen das
Umland: die
Dampf-Tramway
nach St. Leonhard
(1886), die
Zahnradbahn auf
den Gaisberg (1887–
1928), die Ischler
Bahn (1893–1957)
und die Bahn nach
Lamprechtshausen
(1896). Als
Fehlschläge
erwiesen sich alle
Versuche, eine
Personen
beförderung mit
Salzachschiffen
einzurichten; Güter
wurden weiterhin
auf der Salzach
befördert.
Selbstverständlich
wurden auch
Anlagen für die
Besucher
geschaffen, der
Cursalon (1866),
der
Mönchsbergaufzug
(1890) und die
Festungsbahn
(1892) sollten die
Attraktivität
erhöhen (57).
Im Aufschwung der
Gründerzeit leistete
sich die Stadt nun
die längst
notwendige
Infrastruktur. Im
Zeichen des
Fortschritts erhielt
Salzburg 1859 eine
Gasbeleuchtung, die
Elektrifizierung
begann 1888. Die
sanitären
Mißstände, die
durch fehlende
Wohnungen und
Kanalisierung
sowie durch die
schlechte
Trinkwasser
versorgung zu
Seuchen
führten – 1865 brach
Typhus und 1873
Cholera aus –,
wurden im Laufe des
Jahrhunderts
beseitigt. 1852
wurde das
Kaiviertel, 1854 die
Linzer Gasse
kanalisiert, die
gesamte Altstadt
folgte 1862 bis 1879.
1874/75 löste die
Errichtung der
Fürstenbrunner
Wasserleitung das
Trinkwasserproblem
(58). Als soziale
Einrichtung
entstanden die
„Vereinigten
Versorgungs-
Anstalten”
im Nonntal, die die
teilweise aus dem
Mittelalter
stammenden
Spitäler ersetzten.
Schulen in den
neuen Vierteln
wurden gebaut:
1849 wurde das
Privatgymnasium
Collegium
Borromäum
gegründet, das
Akademische
Gymnasium wurde
nach der
Vereinigung mit
dem Lyzeum 1850
Staatsgymnasium,
1861 und 1876
folgten die
Handelsschule sowie
die
Staatsgewerbe
schule (die spätere
HTL)
als zusätzliche
weiterführende
Bildungsmöglich
keiten, 1893 dann
die
St. Andrä-Schule,
1896 die Müllner
Schule, und 1905
die Nonntaler
Schule.
Weiterführende
Schulen für
Mädchen gab es erst
1904 im Lyzeum
und 1910 im
Privatgymnasium
der Ursulinen. 1905
kam das Gaswerk
und 1909 das
Elektrizitätswerk in
städtischen Besitz
(59).
Seit dem Beginn des
20. Jahrhunderts
bestimmte der
Fremdenverkehr
neben dem
Baugewerbe
zunehmend die
städtische
Wirtschaft; diese
beiden Zweige sind
bis heute die
treibenden Kräfte
geblieben. Zum
Brennpunkt des
Salzburger
Fremdenverkehrs
entwickelten sich die
1916 gegründeten
Festspiele
(Aufführung des
ersten „Jedermann”
1920), die
wesentlich dazu
betrugen, Salzburg
weltweit bekannt zu
machen. Zahlreiche
Spielstätten wurden
für die Festspiele
adaptiert, das Alte
Festspielhaus
(1926), das Neue
Festspielhaus
(1960), die
Felsenreitschule
(1926 bzw. 1970),
der Domplatz und
viele andere. Den
„eigentlichen”
Festspielen im
Sommer schlossen
sich auf Initiative
Herbert v. Karajans
die Oster- (seit
1967) und
Pfingstfestspiele
(seit 1973) an. Vor
allem in der
wirtschaftlichen
Krise der
Zwischenkriegszeit
und zur Zeit der
1000-Mark-Sperre,
die den
Fremdenverkehr
stark schädigten,
bewiesen die
Festspiele ihre
ungebrochene
Anziehungskraft.
Sie allein konnten
natürlich die
Wirtschaft der
Stadt nicht tragen;
große Teile der
Bevölkerung lebten
in Armut (60).
Dem Wachstum der
Stadt im 20.
Jahrhundert wurde
durch
Eingemeindungen
Rechnung getragen:
1935 wurden
Maxglan und Gnigl
mit Itzling in das
Stadtgebiet
aufgenommen, 1939
dann auch Morzg,
Aigen mit Gaisberg,
weiters
Leopoldskron sowie
Teile von Siezenheim
mit Liefering,
Hallwang,
Bergheim, Koppl,
Anif und Wals
(61). Die
national
sozialistische Zeit
brachte die
Einrichtung des
Reichsgaues
Salzburg, die für die
Stadt zunächst
wirtschaftliche
Impulse durch die
Ankurbelung von
Bauwirtschaft und
Fremdenverkehr
bedeutete – das
Phänomen
„Massentourismus”
trat erstmals in
dieser Zeit auf. Doch
kamen sehr schnell
auch die negativen
Seiten zum
Vorschein: Terror
gegen jüdische
Mitbürger und
Andersdenkende,
1941 wurde in
Maxglan ein KZ-
ähnliches
Zigeunerlager
eingerichtet, der
Krieg brachte
Hunger und
Zerstörung. Ab 1944
wurden von den
Alliierten 16
Luftangriffe
geflogen, die
Domkuppel, das
Bürgerspital und
die alte Münze sowie
das
Kaigassenviertel
wurden dabei
getroffen, insgesamt
3.180 Häuser
beschädigt oder
zerstört. Salzburg
wurde am 4. Mai
1945 entgegen dem
Befehl, sich bis
zuletzt zu
verteidigen, von
Oberst Leperdinger
kampflos an
General Young
übergeben; damit
blieben der Stadt
und der
Bevölkerung
schwere Schäden
erspart. Die
dringendste
Maßnahme nach
dem Krieg war die
Bereitstellung von
Wohnraum, da
Salzburg, dessen
Hausbestand zu
47% zerstört war,
mit einer großen
Anzahl von
Flüchtlingen
überschwemmt
wurde. Zusätzlich
forderte die
Besatzung durch
die Amerikaner
Wohnraum. Als
Erste-Hilfe-
Maßnahmen
wurden
Barackensiedlungen
angelegt, die nach
und nach durch
Wohnsiedlungen
am Stadtrand, in
Lehen, Kleßheim und
Herrnau ersetzt
wurden (62).
Im 20. Jahrhundert
veränderten die
wirtschaftliche
Expansion und der
starke
Bevölkerungs
anstieg das Gesicht
der
Stadt entscheidend.
Durch die
Stadterweiterung
und den Anschluß
an das
Fernverkehrsnetz
war Salzburg
sowohl für
Zuziehende als auch
für Touristen
attraktiver
geworden –
Salzburg ist nun
gleichzeitig ein
hochrangiger
Fremdenverkehrsort
wie auch ein
überregionales
Handels- und
Verwaltungs
zentrum. Der
Tourismus,
der zusammen mit
der Bauwirtschaft
der Motor der
Salzburger
Wirtschaft
schlechthin ist,
bringt für die Stadt
und ihre Bewohner
allerdings Probleme
mit sich, mit deren
Bewältigung sich
die Politiker laufend
auseinandersetzen
müssen. Um der
Scharen von
Touristen und
Reisebussen Herr zu
werden, wurden
einige Projekte
eingeführt
(Fußgängerzonen,
Sperre der Altstadt
zu gewissen Zeiten,
Zufahrtskorridore
für Busse). Zum
Schutz des
Stadtbildes und des
Umlands traten
bereits in den 60er
Jahren engagierte
Bürger auf, die sich
um die Gestaltung
der Altstadt
bemühten; 1977
wurde die
Bürgerliste
gegründet, die erste
politische
Gruppierung, die
außerhalb der
üblichen Parteien
eine hohe Akzeptanz
in der Bevölkerung
fand. Das
Bewußtsein, in einer
schönen Stadt mit
einer einzigartigen
Umgebung zu leben,
ist bei den
Einwohnern sehr
hoch;
Bürgerinitiativen
gestalten seither das
Stadtbild
entscheidend mit.
Auf kulturellem
Gebiet geschieht viel,
nicht nur die
„Hochkultur” wird
gefördert; die
Angebote reichen
von der Szene der
Jugend, dem Fest in
Hellbrunn, der
Mozartwoche bis
zum Adventsingen,
um nur einen Teil
des breit
gefächerten
Angebotes zu
nennen. Nach der
Volkszählung von
1993 lebten 143.971
Salzburger in der
Stadt (63).
Kommentare
