Deutscher Ärztinnenbund

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Deutscher Ärztinnenbund e.V.
(DÄB)
Zweck: Zusammenschluss von Ärztinnen und Zahnärztinnen
Vorsitz: Präsidentin: Regine Rapp-Engels, Freiburg
Vizepräsidentinnen: Christiane Groß, Wuppertal
Gabriele Kaczmarczyk, Berlin
Gründungsdatum: 1924
Sitz: Berlin
Website: www.aerztinnenbund.de

Der Deutsche Ärztinnenbund e.V. (DÄB) ist ein Berufsverband von Ärztinnen und Zahnärztinnen aller Fachrichtungen und Tätigkeitsfelder. Er vertritt deren beruflichen und gesellschaftspolitischen Interessen inÖffentlichkeit und Politik. Der Verband fordert Chancengleichheit für Frauen und Männer im Beruf und eine nach Geschlecht differenzierende Gesundheitsforschung und -versorgung.[1] Der Deutsche Ärztinnenbund ist Mitglied im Deutschen Frauenrat, dem Dachverband der Frauenverbände und -gruppen in Deutschland.[2]

 

 

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Gründung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der Deutsche Ärztinnenbund wurde am 25. Oktober 1924 in Berlin unter dem Namen Bund Deutscher Ärztinnen gegründet. Hintergrund war ein Beitrittsangebot des Internationalen Ärztinnenbundes an die deutschen Kolleginnen. Verbandsgründerinnen waren die Berliner Frauenärztin Hermine Heusler-Edenhuizen, die Ärztin Lilly Meyer-Wedell, die Kinderärztin Laura Turnau, die Dresdner Frauenärztin Dorothea Dietrich und die Essener Gynäkologin Toni von Langsdorff. Sie formulierten einen Aufruf zum Zusammenschluss an die Ärztinnen in Deutschland. 280 Ärztinnen schlossen sich dem Verband bei der Gründung an – etwa 12 Prozent der insgesamt 2500 deutschen Ärztinnen.

Seit 2005 besteht die Stiftung Dr. Edith Grünheit, die auch Ärztinnen unterstützt, die unverschuldet in finanzielle Notlagen geraten sind. Der Verband engagiert sich für eine Gesundheitsforschung und -versorgung, die nach Geschlecht im Sinne von Sex als biologischer und Gender als sozialer Kategorie differenziert (Gendermedizin).

Gleichschaltung und spätere Auflösung im Nationalsozialismus[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Mit der Machtübernahme durch die Nationalsozialisten wurde die Vereinheitlichung des Gesundheitswesens und der ärztlichen Standesorganisationen eingeleitet. Im März 1933 hatte der BDÄ über 900 Mitglieder, vertrat also mehr als ein Viertel der 3400 Ärztinnen, die es damals im deutschen Reich gab. 572 Ärztinnen wurden als „nicht-arisch“ bezeichnet, davon praktizierte etwa die Hälfte in Berlin. Im Vereinsleben des Bundes Deutscher Ärztinnen hatten diese Kolleginnen bis 1933 eine wichtige Rolle gespielt. Im Zuge der Gleichschaltung aller Vereine und Verbände im Nationalsozialismus bekannte der Verband sich zu den Zielen der NSDAP und zum Ausschluss aller jüdischen oder kommunistischen Mitglieder und wurde in der Folge aus dem Weltärztinnenbund ausgeschlossen.[3]Bereits Ende Juni 1933 war der Ausschluss aller Ärztinnen jüdischer Abstammung vollzogen. Hierzu gehörten mit Else LiefmannLilly Meyer-Wedell und Laura Turnau auch drei der sechs Mitglieder des Gründungsvorstands. Nach der neuen Reichsärzteordnung musste sich der Bund Deutscher Ärztinnen 1936 auflösen. Es soll aber weiterhin Treffen der ehemaligen Mitglieder in Hannover und in Dortmund gegeben haben.

Neugründung als Deutscher Ärztinnenbund[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

1946 entstand die „Hannoversche Ärztinnengruppe“. Gruppen in der sowjetisch besetzten Zone und in der späteren DDR gab es nicht. Am 9. Juni 1947 gründeten einige Ärztinnen den „Bayerischen Ärztinnenbund“ als „Kampf-Organisation“, da sie sich als Kassenärztinnen niederlassen wollten und daran gehindert wurden. Unverheiratete Ärztinnen wurden nicht zugelassen, weil sie keine Familie hatten. Verheirateten war die Zulassung verwehrt, weil das Einkommen ihrer Ehemänner berücksichtigt wurde. Nach längerer Vorbereitung, in der die die Mitgliederzahl 1200 überschritt, organisierten sich die Ärztinnen seit 1950 wieder bundesweit. Der damals als eingetragener Verein gegründete Deutsche Ärztinnenbund existiert bis heute.[4]

Themen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der Ärztinnenbund befasst sich unter anderem mit dem Thema Beruf und Familie und fordert familienfreundlichere Arbeitsbedingungen für Ärztinnen und eine Frauenquote in der Medizin.[5] Außerdem engagieren die Mitglieder sich für bessere Karrierechancen und eine breitere Wahrnehmung von Frauen in der Wissenschaft.

Periodika[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Seit 1924 gibt der Verband die Zeitschrift Ärztin heraus, die bis heute existiert und dreimal jährlich erscheint. In der ersten Ausgabe war zu lesen:

„Wie die Mutter in der Familie die härtere Art des Vaters ergänzt zu schöner Harmonie, so möchten wir, dass künftighin auch im Volksleben das bisher ausschließlich männliche Prinzip einen Ausgleich erfahre, durch größere Mitarbeit von mütterlichen Frauen auf Gebieten, die ihrer Wesensart nach der Bearbeitung bedürfen und in Berufen, die ihrer mütterlichen Einstellung besonders liegen, wie unseres ärztlichen, möchten wir, dass sie nicht die Art des Mannes nachahme, sondern immer darauf bedacht sei, ihre eigene Art zu geben. Mit dem selben Wissen und Können ergänzt sie dann, was in der Arbeit des Mannes fehlt.“

In den Ausgaben seit 2009 beschäftigte sich die Ärztin unter anderem mit 90 Jahren Frauenwahlrecht und berichtete über die wissenschaftlichen Tagungen und Kongresse des DÄB und den 28. Internationalen Weltärztinnenkongress 2010. Weitere Themen sind: „Karriere in der Medizin“, „Ärztinnen und Wissenschaft“, „Ärztinnen und Migration“, „Ärztinnen und Freiberuflichkeit“, „Junge Ärztinnen – alte Barrieren“, „Generation Y mit neuen Ansprüchen?“ sowie „Geschlechtsspezifische Medizin und Gesundheit“.

Literaturpreis[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Regelmäßig verleiht der Verband einen Wissenschaftspreis für Nachwuchsforscherinnen und den Literaturpreis Die Silberne Feder für herausragende Darstellungen von Gesundheit und Krankheit in der Kinder- und Jugendliteratur.

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Eckelmann, Christine: Ärztinnen in der Weimarer Zeit und im Nationalsozialismus : eine Untersuchung über den Bund Deutscher Ärztinnen, wft, Verlag für Wissenschaft, Forschung und Technik, Wermelskirchen 1992, ISBN 3-9290-9500-9.

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Hochspringen Internetseite des Deutschen Ärztinnenbundes, abgerufen am 5. Februar 2014
  2. Hochspringen Internetseite des Deutschen Frauenrats, abgerufen am 5. Februar 2014
  3. Hochspringen Hertha Nathorff16. April 1933 Tagebucheintrag Versammlung des Bundes deutscher Ärztinnen., die-quellen-sprechen.de
  4. Hochspringen Chronik des Deutschen Ärztinnenbundes, abgerufen am 5. Februar 2014
  5. Hochspringen "Ärztinnenbund fordert Frauenquote auch in der Medizin", Artikel im Deutschen Ärzteblatt vom 21. Januar 2014, abgerufen am 5. Februar 2014