Bayerisches Staatsministerium für Bildung und Kultus, Wissenschaft und Kunst
Das Bayerische Staatsministerium für Bildung und Kultus, Wissenschaft und Kunst, kurz Bayerisches Kultusministerium (KM), ist ein Ministerium des Freistaates Bayern mit Sitz in der Salvatorstraße 2 sowie weiteren Dienstgebäuden in der Jungfernturmstraße 1 und auf der Praterinsel 2 in München. Das Ministerium trug, bevor es im Oktober 1998 Kompetenzen an das neu gegründete Bayerische Staatsministerium für Wissenschaft, Forschung und Kunst abgab, den Namen Bayerisches Staatsministerium für Unterricht, Kultus, Wissenschaft und Kunst. Danach hieß es Bayerisches Staatsministerium für Unterricht und Kultus. Nachdem das Kultusministerium und das Wissenschaftsministerium wieder zusammengeführt wurden, erhielt das Ministerium im Oktober 2013 seinen heutigen Namen.
Inhaltsverzeichnis
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Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Dienstgebäude in der Salvatorstraße[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Nachdem Maximilian IV. Joseph, der spätere König Maximilian I. Joseph von Bayern, bereits 1799 die Verlegung des Departements der Auswärtigen Angelegenheiten in das Münchener Theatinerkloster angeordnet hatte, verfügte er am 26. Oktober 1801 die Räumung des weiträumigen Klosterbaus noch vor der allgemeinen Säkularisation (vgl. Geschichte der Theatinerkirche) und siedelte dort nach 1801 auch noch die drei anderen Ministerienfür Finanzen, Justiz und Geistliche Sachen an. Hinzu kamen in der ersten Hälfte des Jahrhunderts etliche weitere Behörden. Nach der Gründung im Jahr 1846 bekam auch das Kultusministerium seine Diensträume imGeheimen Ministerialgebäude zugewiesen, wie das Theatinergebäude vielfach im amtlichen Sprachgebrauch genannt wurde. Eine Entlastung hinsichtlich des entstandenen Raumproblems brachten der Wegzug des Finanzministeriums (1865) und die Auflösung des Handelsministeriums (1871). Das Kultusministerium konnte somit den Westflügel der ehemaligen Klosteranlage belegen und musste sich von 1880 bis 1945 das Gebäude nur noch mit dem Innenministerium teilen. Ab dem 1973 abgeschlossenen Wiederaufbau nach dem Zweiten Weltkrieg verfügte das Kultusministerium über die gesamte Gebäudeanlage bis auf die Ladengeschäfte an den Straßenfronten und im Theatinerhof. Von 1986 bis 1989 und von 1998 bis 2013, als es in ein jeweils eigenständiges Kultus- und Wissenschaftsressort aufgeteilt war, waren beide Ministerien in dem Gebäude untergebracht.
Politische Entwicklung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Zu den Vorläufern des Kultusministeriums zählen der Geistliche Rat zur Überwachung der Kirchen- und Schulangelegenheiten im früheren Herzogtum Bayern und der 1764 aus der Geheimen Ratskonferenz (später: Geheimes Staats- und Konferenz-Ministerium) von 1726 unter anderem hervorgegangene Departement der Geistlichen Sachen. Letzteres wurde 1806 aufgehoben und der Aufgabenbereich der kirchlichen und schulischen Angelegenheiten dem Departement des Innern zugewiesen. König Ludwig I. von Bayern, der seinen Innenminister Karl von Abel zwar als Staatsmann sehr schätzte, dessen kirchenpolitische Haltung aber nicht billigte, löste den Aufgabenbereich der kirchlichen Angelegenheiten mit der Verordnung vom 15. Dezember 1846 wieder aus dem Zuständigkeitsbereich des Departements des Innern heraus und übergab diesen zum 1. Januar 1847 der separat aufgestellten Abteilung mit dem Namen Ministerium des Innern für kirchliche Angelegenheiten. Mit der Umbenennung in „Staatsministerium des Innern für Kirchen- und Schulangelegenheiten“ erweiterte Ludwig I. ab dem 27. Februar 1847 dessen Aufgabenbereich auf „alle Gegenstände der Erziehung, des Unterrichts, der sittlichen, geistigen und künstlerischen Bildung und die dafür bestehenden Anstalten“. Großen persönlichen Einfluss auf die kulturpolitische Arbeit des Ministeriums nahm König Maximilian II. von Bayern, der sich die Förderung der Wissenschaften zur Hauptaufgabe gemacht hatte. Er reformierte das Volksschulwesen und die gymnasialenAusbildung. Seine Minister Friedrich von Ringelmann und danach Theodor von Zwehl leiteten die Vorarbeiten zur Schulordnung für die Höheren Lehranstalten von 1854.
Während der Regierungszeit König Ludwigs II. von Bayern prägten kirchen- und kulturpolitische Auseinandersetzungen der Regierung die Arbeit des Ministeriums, deren Höhepunkte unter Johann von Lutz die Verweigerung der Genehmigung zur Verkündigung der Beschlüsse des Ersten Vatikanischen Konzils von 1869/70, die Durchsetzung des Kanzelparagraphen im deutschen Reichstag im Jahre 1871 und die Schulsprengelverordnung vom 29. August 1873, die die Bildung von konfessionell gemischten Schulen begünstigte, bildeten. Erst mit der Überarbeitung vom 26. August 1883 zugunsten der Bekenntnisschule und der Weisung des seit 1886 regierendenPrinzregenten Luitpolds zur Bereinigung der kirchenpolitischen Konflikte verbesserte sich das politische Klima wieder.
Nach der Auflösung des Handelsministeriums 1871 verwaltete das Kultusministerium auch das technische und landwirtschaftliche Unterrichtswesen. Unter Ludwig August von Müller wurde durch Erlass der Schulordnung vom 23. Juli 1891 die Lehrpläne für die Höheren Lehranstalten überarbeitet. Robert von Landmann sorgte für eine Verbesserung des gewerblichen Fachschulwesens und mit dem Schulbedarfsgesetz vom 28. Juli 1902 für die materielle Besserstellung des Lehrerstandes. Unter Anton von Wehnerentstanden 1905 die Landesschulkommission als oberstes Kollegium für Volksschulfragen und 1909 die Ministerialabteilung für das Höhere Schulwesen.
Am 14. Juni 1907 wurde die dem Gymnasium gleichgestellte Oberrealschule ins Leben gerufen und am 8. April 1911 die Schulordnung für die Höheren Mädchenschulen in Bayern erlassen. Mit Verordnung vom 20. November 1910 wurden die Lyzeen in Philosophisch-theologische Hochschulen transformiert. Ebenso ließ von Wehner die Kirchengemeindeordnung zur Neuregelung der Verwaltung des Kirchenvermögens erarbeiten. Unter Eugen Ritter von Knilling wurde am 30. Mai 1914 die neue Schulordnung für die Höheren Lehranstalten herausgegeben. Nach dem Ersten Weltkrieg wurde das bayerische Schulwesen während der Amtszeiten von Franz Matt und Franz Goldenberger neu geordnet und das Verhältnis zwischen Staat und Kirche neu geregelt.
Im Zuge der Gleichschaltung der Länder 1933/1934 wurde das Kultusministerium während der Zeit des Nationalsozialismus eine Reichsmittelbehörde.
Nach den Verwüstungen des Zweiten Weltkriegs bestand die Hauptaufgabe des Bayerischen Kultusministeriums für viele Jahre in der Neuorganisation auf dem Gebiet der Kulturpflege. Unter Hans Maier wurden die Volksschulen neu organisiert, 200 neue weiterführende Schulen und die Universitäten Regensburg und Augsburg realisiert. Nach der organisatorischen Trennung in ein Staatsministerium für Unterricht und Kultus und ein Staatsministerium für Wissenschaft und Kunst (Minister: Wolfgang Wild) zwischen 1986 und 1990 wurde das Staatsministerium für Unterricht, Kultus, Wissenschaft und Kunst im Oktober 1998 erneut geteilt. Hans Zehetmair wurde Minister für Wissenschaft, Forschung und Kunst, Monika Hohlmeier Ministerin für Unterricht und Kultus, der 2005Siegfried Schneider und 2008 Ludwig Spaenle folgte. 2013 wurden beide Ressorts wieder zusammengelegt zum Bayerischen Staatsministerium für Bildung und Kultus, Wissenschaft und Kunst.
Organisation[1][Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Staatsminister und Staatssekretäre[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
- Staatsminister ist seit 2008 Ludwig Spaenle (CSU)
- Staatssekretäre sind seit 2013 Georg Eisenreich (zuständig für die Bereiche Bildung und Kultus) und seit 2011 Bernd Sibler (zuständig für die Bereiche Wissenschaft und Kunst), beide CSU.
Ministerium[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Amtschef ist Ministerialdirektor Peter Müller, dem gleichzeitig die Abteilungen im Bereich Wissenschaft und Kunst direkt unterstehen. Ministerialdirektor Herbert Püls ist für die Abteilungen im Bereich Bildung und Kultus zuständig.
Liste der bayerischen Kultusminister[2][Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Name | Amtszeit (Beginn) | Amtszeit (Ende) | Partei |
---|---|---|---|
Königreich Bayern (1806–1918) | |||
Friedrich von Ringelmann | 16. März 1849 | 9. Juni 1852 | - |
Theodor von Zwehl | 1. Dezember 1852 | 31. Juli 1864 | - |
Nikolaus von Koch | 1. August 1864 | 19. Januar 1866 | - |
Friedrich von Ringelmann (2. Mal) | 19. Januar 1866 | 31. Juli 1866 | - |
Franz von Greßer | 1. August 1866 | 9. Dezember 1869 | - |
Anton von Fischer | 9. Dezember 1869 | 20. Dezember 1869 | - |
Johann von Lutz | 20. Dezember 1869 | 1. Juni 1890 | - |
Ludwig August von Müller | 1. Juni 1890 | 24. März 1895 | - |
Robert von Landmann | 31. März 1895 | 10. August 1902 | - |
Clemens Freiherr von Podewils-Dürnitz | 11. Februar 1902 | 1. März 1903 | - |
Anton von Wehner | 1. März 1903 | 11. Februar 1912 | - |
Eugen Ritter von Knilling | 11. Februar 1912 | 8. November 1918 | Zentrum |
Freistaat Bayern (1918–1945) | |||
Johannes Hoffmann | 8. November 1918 | 14. März 1920 | SPD |
Franz Matt | 17. März 1920 | 11. Oktober 1926 | BVP |
Jakob Korn (komm.) | 11. Oktober 1926 | 8. November 1926 | - |
Franz Goldenberger | 9. November 1926 | 5. März 1933 | BVP |
Hans Schemm | 6. März 1933 | 5. März 1935 | NSDAP |
Ernst Boepple (komm.) | 6. März 1935 | 27. November 1936 | NSDAP |
Adolf Wagner | 28. November 1936 | 12. April 1944 | NSDAP |
Paul Giesler | 12. April 1944 | 28. April 1945 | NSDAP |
Freistaat Bayern (seit 1945) | |||
Otto Hipp | 6. Juni 1945 | 18. September 1945 | CSU |
Franz Fendt | 22. Oktober 1945 | 15. Dezember 1946 | SPD |
Alois Hundhammer | 21. Dezember 1946 | 18. Dezember 1950 | CSU |
Josef Schwalber | 3. Januar 1951 | 14. Dezember 1954 | CSU |
August Rucker | 14. Dezember 1954 | 16. Oktober 1957 | - |
Theodor Maunz | 16. Oktober 1957 | 7. Oktober 1964 | CSU |
Ludwig Huber | 7. Oktober 1964 | 8. Dezember 1970 | CSU |
Hans Maier | 8. Dezember 1970 | 30. Oktober 1986 | CSU |
Hans Zehetmair | 30. Oktober 1986 | 6. Oktober 1998 | CSU |
Monika Hohlmeier | 6. Oktober 1998 | 21. April 2005 | CSU |
Siegfried Schneider | 21. April 2005 | 30. Oktober 2008 | CSU |
Ludwig Spaenle | 30. Oktober 2008 | amtierend | CSU |
Ablehnung eines religionskritischen Textes aus Englisch-Lehrbuch im Jahr 2010[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Größere mediale Aufmerksamkeit erlangte das Ministerium im Jahr 2010, als es vom Cornelsen Verlag die nachträgliche Entfernung eines religionskritischen Textes der amerikanischen Journalistin Susan Jacoby aus dem Englisch-Lehrbuch Context 21 verlangte, welcher sich mit religiösem Fundamentalismus in den USA befasste. Es wird vermutet, dass die Evangelische Nachrichtenagentur Idea an der Entfernung des Textes mitwirkte.[3][4]
Siehe auch[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
- Website des Bayerischen Staatsministerium für Bildung und Kultus, Wissenschaft und Kunst
- Schulsuche auf der Website des Ministeriums
- Literatur von und über Bayerisches Staatsministerium für Bildung und Kultus, Wissenschaft und Kunst im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
- ↑ KM: Organigramm des Bayerischen Staatsministeriums für Bildung und Kultus, Wissenschaft und Kunst (PDF)
- ↑ KM: Die Kultusminister Bayerns
- ↑ SPIEGEL ONLINE, abgerufen am 26. September 2011
- ↑ boersenblatt.net vom 28. Juni 2011, abgerufen am 26. September 2011
Koordinaten: 48° 8′ 29″ N, 11° 34′ 35″ O